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Ruine Schlössel

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Schloessel.PNGLage: In etwa 355 m Höhe auf dem Südostsporn des Heidenschuhs, oberhalb der Pfalzklinik Landeck in Klingenmünster.
Name: Der ursprüngliche Name der Burg ist unbekannt. Der Name Schlössel oder auch Waldschlössel stammt von Bauern aus der Umgebung.
Alter: Um 1030/1050 wurde die Kernburg als Adelsburg auf einer natürlichen Felsenkuppe errichtet, die als höchster Punkt Teil einer viel älteren und größeren Fliehburg war, die wahrscheinlich schon im 9. Jahrhundert erbaut wurde.
Bauweise: Salische Turmburg mit Vorbau und Abortturm.
Wir betreten die Fliehburg von Südosten, wo der heutige Wanderweg Nr. 6 den äußeren Wall bei etwa 322 m Höhe kreuzt. Der Verlauf der aus Naturstein aufgeschichteten äußeren Verteidigungslinie ist hier noch deutlich zu erkennen.
Die Kernburg war von etwa 5 m hohen geschlossenen Ringmauer umgeben, die eine Fläche von ca. 1.200 qm umfasste. Der Mauersockel ist auch heute noch vollkommen erhalten.
Wir folgen dem Wanderweg Nr. 6, der uns kurz vor dem 2. inneren Wall an die Schautafel leitet, auf der ein Grundriss der Anlage dargestellt ist.
Von der Schautafel gehen wir über den Wanderweg zunächst zum Tor 1 und dann hinauf zur Ruine der Kernburg.

Torturm

Wir betreten die Burganlage durch das äußere und innere Tor im ehemaligen Torturm, der in den verschiedenen Bau- und Nutzungsphasen mehrfach verändert wurde. (siehe Abb. Torturm)
Das äußere Tor wurde durch Restaurierungen mit Türgewänden verändert, wogegen das innere Tor noch Teile des originalen Torgewändes aufweist.
Warum mehrere Bau- und Nutzungsphasen?
Durch die Ausgrabungen (seit 1988 durch Herrn Dieter Barz, Alzey) konnte nachgewiesen werden, dass die Burg während ihrer relativ kurzen Nut- zungszeit von vermutlich 100 bis 130 Jahren dreimal zerstört und wieder aufgebaut wurde. Dabei wurden insbesondere die Gebäude im sogenannten Wirtschaftshof immer wieder verändert.
Man geht heute davon aus, dass die Burg etwa Mitte des 12. Jahrhunderts endgültig zerstört wurde. Man vermutet eine Zerstörung durch Kaiser Friedrich Barbarossa im Jahr 1168.
Nach der Zerstörung bedeckte für lange Zeit ein bis zu 6,5 m hoher Steinhaufen die Grundmauern und Überreste der Gebäude. Dadurch wurde die Ruine in gewisser Weise konserviert, wodurch der heutige gute Zustand zu erklären ist.

Der Wirtschaftshof

Noch heute deutlich erkennbar ist die Trennmauer, die von der Südwestecke des ehem. Wohnturmes zum Torturm führt und damit den herrschaftlichen Bereich mit dem Wohnturm, seinen Anbauten und dem sogenannten Oberhof vom Rest der Burgan- lage – dem Wirtschaftshof – deutlich abtrennt.

Das Wachgebäude

An der Nordwestmauer befand sich ein aus Steinen gemauertes Gebäude. Es könnte sich dabei um eine Unterkunft für Wachpersonal gehandelt haben.
Die Schmiede
An der Westseite lehnte sich ein Holz- oder Fachwerkgebäude direkt an die Ringmauer an. Mehrere Öfen und Feuerstellen im Bereich dieses Gebäudes deuten auf handwerkliche Tätigkeiten. Im Umfeld einer Feuerstelle wurden viele Hufnägel gefunden. Daher kann man mit einiger Sicherheit annehmen, dass es sich dabei um eine Schmiede handelte. Außerdem weisen verschiedene Funde von Buntmetall, Leder, Messern und einem Fingerhut auf verschiedenste andere Handwerkstätigkeiten hin.

Das Badehaus

Das südliche Gebäude – ebenfalls ein Fachwerkbau – weist ein sorgfältig gemauertes Steinfundament auf. Unter dem Fußbodenniveau des Gebäudes befand sich eine Warmluftheizung mit Vorraum, die mit einem Heißluftkanal in Verbindung stand. In den Vorraum gelangte man über eine Treppe entlang der Ringmauer. Von dort wurde der Ofen beheizt.
Der in der Mitte des Baderaumes verlaufende Heißluftkanal war durch flache Steinplatten abgedeckt und wurde für Aufgüsse benutzt. Eine weitere Feuerstelle befand sich an der Südwestecke im Baderaum selbst. Das Badehaus wurde dem zu Folge auch als Schwitzbad benutzt. Links und rechts des Heißluftkanals standen wahrscheinlich mehrere Holzzuber zum baden. Knochenfunde im Bereich der Feuerstelle lassen vermuten, dass die Damen und Herren beim baden auch Gaumenfreuden genossen und die Abfälle einfach ins Feuer warfen.
Die Existenz dieses Badehauses beweist, dass die Adelshäuser bereits im 12. Jahrhundert einen gewissen Luxus pflegten und bereits einen relativ hohen Lebensstandard erreicht hatten.

Die Küche

Im Oberhof sind noch Reste des Fundamentes eines Fachwerkgebäudes erhalten, dass unter anderem über eine gemauerte Herdstelle verfügte. In unmittelbarer Nähe des Gebäudes befand sich ein aus Sandstein gemauerter Backofen. Funde im westlichen Teil des Gebäudes deuten auf die Lagerung von Lebensmitteln hin. Diese relativ aufwendige Küche diente wahrscheinlich zur Versorgung der Burgherren und deren höhergestellten Bediensteten, die im Wohnturm untergebracht waren.
Vorbau und Wohnturm
Der Vorbau konnte durch eine Rampe und ein hölzernes Podest in ca. 1,5 m Höhe über dem Hofniveau betreten werden. Im Vorbau selbst gab es eine Holztreppe, die in das 1. Obergeschoss des Wohnturmes führte. Im Notfall konnten Rampe und Treppe leicht entfernt werden.
Aus der Größe des Abortschachtes zu schließen hatte der Wohnturm mindestens vier, wahrscheinlich fünf Stockwerke und hatte ein schiefergedecktes Dach. Bei etwa 25 m Turmhöhe war wahrscheinlich auch der Sichtkontakt zur Klosterkirche gewährleistet.
Über dem Erdgeschoß des Wohnturmes lag die Eingangshalle. Darüber befand sich ein Saal (Kaminplatte). Über dem Saal waren wahrscheinlich zwei Geschosse mit den Privatgemächern der Burgherren, deren Gäste und denen der Turmwächter.

Text u. Abbildungen: Harald K.H. Harms nach Aufzeichnungen von Dieter Barz, Alzey, 1999.

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